Sozialabgaben – was ist das und wofür bezahle ich da eigentlich?

Wo ist mein Gehalt hin? Wenn der Blick auf die Lohnabrechnung schockt

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Lesedauer: 4 Minuten2018-07-11
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Du hast einen spannenden Job gefunden und freust dich, endlich dein eigenes Geld zu verdienen. Spätestens beim Blick auf die erste Lohnabrechnung wird dir jedoch schmerzlich bewusst: Auf deinem Konto landen am Ende des Monats nur ca. 70 % des vereinbarten Gehalts! Der Grund: Wer in Deutschland einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht, muss Steuern und Sozialabgaben zahlen.

Aber was sind Sozialabgaben eigentlich? Wofür genau geht jeden Monat ein dicker Batzen deines Gehalts drauf? Wir haben die Antworten.

Was sind Sozialabgaben und wofür zahle ich genau?

Der Begriff Sozialabgaben bezeichnet die vorgeschriebenen Beiträge zur gesetzlichen Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung. Sie werden auch als Lohnnebenkosten bezeichnet. Als sozialversicherungspflichtig beschäftigter Arbeitnehmer genießt du in Deutschland eine staatliche Basisabsicherung gegen die größten Lebensrisiken – Krankheit, Arbeitsunfälle, Arbeitslosigkeit und Armut im Alter. Das ist übrigens nicht erst seit Kurzem so, sondern schon seit über 100 Jahren (wer in der Schule aufgepasst hat, erinnert sich vielleicht an Otto von Bismarck und seine Sozialgesetzgebung). Kurz gesagt: “Die Sozialabgaben sind der Preis, den du für die vergleichsweise hohe Grundsicherung in Deutschland bezahlst.”

Die 5 Säulen der Sozialversicherung

In Deutschland setzt sich die Sozialversicherung aus fünf Säulen zusammen. Dabei handelt es sich um Versicherungen, in die jeder sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer einzahlen MUSS. Wie das genau funktioniert, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Krankenversicherung

Im Gegensatz zu anderen Ländern, ist die Krankenversicherung in Deutschland Pflicht. Du hast die Wahl in eine gesetzliche Krankenversicherung (GKV) einzuzahlen, oder dich privat zu versichern. Welcher Krankenkasse du beitrittst, ist dir überlassen. Gut zu wissen: Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen unterscheiden sich nur in ganz wenigen Punkten – größtenteils ist der Leistungskatalog vom Gesetzgeber festgelegt.

Pflegeversicherung

Wenn du im Laufe deines Lebens pflegebedürftig wirst, hast du Anspruch auf eine Versorgung durch die staatliche Pflegeversicherung. Sie umfasst häusliche und stationäre Pflegeleistungen (z. B. Pflegepersonal, Hilfsmittel, Reha-Maßnahmen). Die Leistungen können auch in Form von Geldleistungen in Anspruch genommen werden.

Rentenversicherung

Altersarmut gehört zu den wachsenden Problemen in Deutschland. Der Grund: Die gesetzliche Rentenversicherung wird nach dem Umlageprinzip ausgeschüttet. Das bedeutet, du hast keinen Anspruch darauf, genau die Beiträge zu erhalten, die du eingezahlt hast. Da die Gesellschaft immer älter wird, bezahlen immer weniger junge Menschen in Deutschland für immer mehr Rentner. Dass das nicht ewig funktionieren kann, ist klar. Deshalb solltest du dir schon jetzt überlegen, wie du auch privat fürs Alter vorsorgen kannst.

Arbeitslosenversicherung

Was es mit der Arbeitslosenversicherung auf sich hat, erklärt Christian Weinert von der Bundesagentur für Arbeit: “Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte zahlen einen Beitrag zur Arbeitslosenversicherung. Dieser liegt aktuell bei 3 % und wird zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bezahlt. Im Falle der Arbeitslosigkeit, wird aus diesen Mitteln das Arbeitslosengeld gezahlt. Außerdem können Arbeitslose bei der Arbeitsaufnahme unterstützt werden – z. B. durch Qualifizierungen, Bewerbungskostenzuschüsse oder Reisekosten für Bewerbungsgespräche.”

Die Arbeitslosenversicherung sorgt also dafür, dass deine Existenzgrundlage auch im Falle einer plötzlichen Arbeitslosigkeit gesichert ist. Neben finanziellen Leistungen, unterstützt sie dich auch bei der Jobsuche.

Unfallversicherung

Die gesetzliche Unfallversicherung wird durch Jahresbeiträge deines Arbeitgebers in einem nachträglichen Umlageverfahren finanziert. Sie taucht deshalb weder in deiner Lohnabrechnung, noch im Brutto-Netto-Rechner auf. Wichtig zu wissen: Unfälle, die in der Freizeit passieren, sind nicht durch die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt.

Wieviel muss ich zahlen?

Die monatlichen Sozialabgaben werden von deinem Arbeitgeber auf Basis des vereinbarten Bruttolohns abgeführt. Das passiert automatisch im Rahmen der Lohnabrechnung.

Die gute Nachricht: auch dein Arbeitgeber zahlt – und zwar 50 % der vom Staat festgelegten Sozialabgaben. Auf deinem Konto landet nur, was nach Abzug der Sozialabgaben und fälligen Steuern (z. B. Lohnsteuer oder Kirchensteuer) übrig bleibt – das ist dein Nettolohn.

Als Angestellter kommst du damit übrigens deutlich besser weg, als z. B. Selbstständige, die sich ebenfalls krankenversichern müssen, die Beiträge aber komplett aus eigener Tasche finanzieren.

Und: Wer viel verdient, zahlt nicht unendlich viele Sozialabgaben. Sollte dein Bruttolohn die gültigen Beitragsbemessungsgrenzen übersteigen, erhöhen sich die Abgaben nicht mehr.

Wichtig: Bei Gehaltsverhandlungen wird immer der Bruttolohn verhandelt! Das was am Ende auf dem Konto landet, unterscheidet sich also erheblich von dem, was du mit deinem neuen Arbeitgeber ausgehandelt hast.

... hier ein Beispiel, wie viel Sozialabgaben du zahlen musst.

Spielen wir das Ganze doch einmal durch: Mit deinem Arbeitgeber hast du einen Bruttoarbeitslohn von 2000 € pro Monat ausgehandelt. Was bleibt dir am Ende des Monats? Hier eine Beispielrechnung:

Der einkommensabhängige Zusatzbeitrag (ZB) ist ein zusätzliches Mittel, das es den Krankenkassen erlaubt, finanzielle Engpässe auszugleichen. Der bundesweite Schnitt liegt hier bei 1 %. Nach Abzug aller Lohnnebenkosten bleiben dir in diesem Fall knapp 1400 € pro Monat zum Leben. Wieviel du konkret zahlst, siehst du übrigens jeden Monat auf deiner Gehaltsabrechnung. Im Allgemeinen erhältst du ca. 70 % deines Bruttolohns.

Übrigens: Die Krankenversicherung ist die einzige Pflichtversicherung, bei der du sparen kannst! Wie das geht, erfährst du hier.

Fazit: Sozialabgaben sollen dafür sorgen, dass dein Existenzminimum gesichert ist, auch wenn es mal nicht so gut für dich läuft. Leider ist dies nicht immer der Fall. Um deinen Lebensstandard zu halten, reichen die staatlichen Leistungen nämlich leider bei Weitem nicht aus. Deshalb solltest du dir rechtzeitig Gedanken darum machen, wie du privat vorsorgen kannst, z. B. mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) oder eine privaten Zusatzrente.

Möchtest du wissen, wie du privat vorsorgen kannst? Wir beraten dich gerne – und kostenlos.

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Autor: Lydia